DX auf 50, 70 und 144 MHz - Tipps und Tricks

DX auf 50, 70 und 144 MHz - Tipps und Tricks

Beitragvon DK5YA » Sa 25. Mär 2023, 14:28

Liebe DX-Interessierte,

auf Anregung etlicher OM's am letzten OV-Abend im März '23 gebe ich hier eine Handvoll Tipps und Tricks zum Besten, wie man an DX auf 6 und 2mtr. kommt und dabei das Prinzip "friedliche Koexistenz" berücksichtigt.

Fangen wir mit 50 MHz an. Die rasant ansteigende Sonnenaktivität im neuen Zyklus, die deutlich intensiver ist als vorhergesagt, beschert uns seit rund einem halben Jahr immer häufiger Bandöffnungen auch via F2 und nahezu tägliche TEP-Öffnungen nach Südafrika und bisweilen auch Südamerika. Da sich auch auf 6mtr. unterdesssen FT8 als alles bestimmende Betriebsart durchgesetzt hat (>95% aller QSO's laufen in FT8), sind ein Handvoll wichtiger betriebstechnischer Kenntnisse zu berücksichtigen, die das friedliche Miteinander auf 50.313 bzw. 50.323 erst möglich machen. Denn: alles tummelt sich auf einer Frequenz und wenn jeder nach eigenem Gusto dort unterwegs ist, sind Kollisionen und Ärger vorprogrammiert.

1. In Mitteleuropa wird grundsätzlich in der ersten Periode gesendet, DX außerhalb Mitteleuropas nutzt i.d.R. die zweite Periode. Das ist vor allem dann enorm wichtig, wenn sich - wie bspw. im Rhein-Main-Gebiet - etliche OM's eng auf der Pelle sitzen. Da kommen bisweilen gewaltige Feldstärken zusammen und wenn bunt durcheinander gesendet wird, stopft man sich gegenseitig (auch noch so teure und gute) Empfänger zu.

2. Auf 50.313 gilt: DX ist auch Europa, d.h. wenn ein IT9 auf euren CQ-Ruf antwortet, gilt das als DX. Warum diese Unterscheidung wichtig ist, sehen wir später. DL <-> DL ist KEIN DX. Wenn ich als DK5YA in der ersten Periode CQ-DX rufe, dann ist der OM aus Huckelhofen, der mich hundert mal hintereinander anruft, natürlich kein DX. Ich schreibe das aus gutem Grund, denn offenbar ist viele OM's nicht klar, was DX bedeutet. Anrufe von DL's auf DX-CQ sind leider immer noch an der Tagesordnung, was vor allem dann nervt, wenn man mühsam versucht, aus dem Rauschen einen JA oder VK4 herauszufischen, der DL-OM aber mit lästigen Anrufen nervt.

3. Auf 50.323 gilt: hier ist ausschließlich interkontinentaler Verkehr zulässig bzw. erwünscht und auch hier gilt: Mitteleuropa sendet zuerst. Leider hat sich auch das noch nicht herumgesprochen, denn immer wieder findet man dort bei guten interkontinentalen Öffnungen auch DL-Stationen, die Lokal-QSO's abwickeln: Merke: damit macht man sich keine Freunde und beweist, dass man im Fach Betriebstechnik offenbar die Prüfung nur mit Ach und Krach bestanden hat.

4. Nutzt Split-Betrieb! WSJT, JTDX, MSHV - alle Programme bieten diese Möglichkeit. Damit verteilen sich die Anrufer im RX-Fenster von FT8 auf verschiedene Frequenz-Slots und die DX-Station hat es leichter, einen nach dem anderen herauszufischen. Das Rufen exakt auf der QRG der DX-Station ist Unsinn und führt zu QRM und sorgt auch für Ärger, wenn nach nach dem gelungenen QSO auf dieser Frequenz mit CQ-Schleifen begonnen wird. Eine Unsitte, die vor allem FT8-Anfänger gerne ( und zu recht ) zum Ziel giftiger Kommentare werden lässt.

5. Vermeidet während großer Öffnungen Lokal- und DL/DL-QSO's in FT8. Auf 50.313 ist das unerwünscht, auf 50.323 sowieso tabu. Den OM in Hamburg, dessen Feld euch evtl. auf 6mtr. noch fehlt, könnt ihr täglich arbeiten. Das muss nicht während einer Öffnung sein.

6. Was ist DX und wie und wo erkenne ich das? Viele sagen immer wieder: ich höre hier nix aus ZS oder VK, da kann ich Lokal-QSO's machen, das stört ja niemand. FALSCH! 6mtr. und noch viel mehr 4 und 2 mtr. zeichnen sich dadurch aus, dass DX-Öffnungen bisweilen extrem fokussiert sind. Ein Beispiel: Ich höre hier oben auf meinem Berg 3B9 auf 6m in FT8 mit -10, während 20 Kilometer weiter im Rodgau kein Piep zu hören/sehen ist. Innerhalb weniger Minuten kann sich das Blatt wenden und während der 3B9 bei mir im Rauschen verschwindet, taucht er im plötzlich Rodgau mit -10 auf. Glaubt ihr nicht? Probiert es aus, ihr werdet staunen. Den DX-Cluster immer im Auge haben! Merke: auch bei FT8 gilt - erst hören, dann senden.

All das, was ich hier geschrieben habe, gilt analog auch für 4 und vor allem (während der Sporadic-E-Saison) auch für 2mtr. Mit einem gravierenden Unterschied: Auf 2mtr. nutzen wir in Mitteleuropa die Zweite Periode in FT8 zum Senden. DL<>DL-Betrieb bzw. Anrufen von Station im 800km-Umkreis (=Tropo) während einer ES-Öffnung auf 2mtr.(144.174) ist absolut tabu. Wenn ihr bspw. eine PA0-Station seht, die eine SV9-Station ruft, dann ist es völlig undenkbar, den PA0-OM anzurufen. Mit Glück bekommt man nur einen harschen Kommentar, wenn's dumm läuft, landet man dauerhaft auf der Black-List. Der OM will Kreta arbeiten und nicht Krombach oder Kleinwallstadt :-).

Hinweis zum Schluss:

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https://www.dxmaps.com/spots/mapg.php

73 und viel DX >50MHz, Udo, DK5YA
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Re: DX auf 50, 70 und 144 MHz - Tipps und Tricks

Beitragvon DL3NDD » Sa 25. Mär 2023, 15:15

Danke Udo, viele hilfreiche Hinweise!

Eine kurze Anmerkung noch...
DK5YA hat geschrieben:
4. Nutzt Split-Betrieb! WSJT, JTDX, MSHV - alle Programme bieten diese Möglichkeit. Damit verteilen sich die Anrufer im RX-Fenster von FT8 auf verschiedene Frequenz-Slots und die DX-Station hat es leichter, einen nach dem anderen herauszufischen. Das Rufen exakt auf der QRG der DX-Station ist Unsinn und führt zu QRM


Splitbetrieb ist auch auf Kurzwelle oft angebracht. Warum doch so mancher auf der QRG der
gewünschten Station landet, sind die Einstellungen (hier WSJTX). So sollte es aussehen.
hold.JPG
Hold TX Frequenz


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